Rückblick: Individuelle Lebensräume
Nach Vorstellung vieler Themen fanden sich schlussendlich drei Arbeitsgruppen zusammen, welche den Tag miteinander unter Moderation von Dr. Alexander Gunkel und Daniel Mark verbrachten.
Die erste Arbeitsgruppe befasst sich mit modernen Strukturen für individuelle Mobilität. Denn nach deren Auffassung ist das verbrennergetriebene Automobil im eigenen Besitz strukturell teuer, nimmt Platz weg und ist ökologisch bestenfalls zweite Wahl. Ziel der Arbeitsgruppe war es, Ideen für attraktive Alternativen zu schaffen, ohne aber das eigene Auto zu verbieten oder schlechter zu stellen. Menschen (nebst Gepäck) und Güter sollen schnell, energie- & CO2-effizient, preisgünstig und zum individuellen Wunschzeitpunkt von A nach B kommen.
Dabei betrachteten sie bei der Problemanalyse vier Dimensionen der Mobilität: Anlass/ Strecke (z.B. Mittelstrecke 5 km zur Arbeitsstätte), die Personengruppe (z.B. Einzelverkehr), die Qualität (z.B. Barrierefreiheit) und das Gepäck (z.B. LKW-Verkehr zur Anlieferung).
Unter Betrachtung dieser Dimensionen wurden diverse Umsetzungsmaßnahmen eruiert. So sprachen sich die Mitglieder der Gruppe zum Beispiel für einen Ringbus in hoher Taktung, einen Ringbahnschluss (alte Idee der Leipziger S-Bahn), ein Sammeltaxi/-bus für Peripherie, eine gute Ladeinfrastruktur am Stadtrand (generell für KFZ und Fahrräder) sowie prinzipiell signifikant mehr Carsharing aus. Mit Blick auf den Fahrradverkehr soll es Tangenten von innen nach außen geben und die Infrastruktur getrennt von Fuß- und PKW-Verkehr gedacht werden. Wo immer möglich, soll ÖPNV autonom betrieben werden.
All diese Maßnahmen führen laut der Arbeitsgruppe zu einem Umstieg auf alternative Mobilitätsformen zum Auto, ohne dass Verbote ausgesprochen werden müssen.
Eine weitere Arbeitsgruppe fand sich unter der Problemstellung/ Fragestellung zusammen, wie Partizipation und Bürgerbeteiligung in der Stadtgestaltung glaubhaft erfolgen kann.
So stehen die Initiatoren von Stadtteilprojekten vor der Herausforderung, dass sie in Richtung Stadtrat und Stadtverwaltung glaubhaft vertreten möchten, dass sie Anwohnerinteressen in der Breite vertreten und Projekte im Sinne der Stakeholder abgestimmt sind. Dabei besteht die Herausforderung, dass es wenig Brücken in jene Entscheidungsorgane der Stadt gibt, die nicht die Gefahr einer parteipolitischen Vereinnahmung der Projektidee in sich tragen.
Die Arbeitsgruppe entwickelte als Lösungsansatz die Einführung eines „zufälligen Quartiersrates“, welcher Anwohner aus dem Einflussbereich des Projektes per Losprinzip in einem Rat/ Arbeitsgruppe zusammenführt. Dieser Rat soll aus max. neun Personen bestehen und über einen begrenzten Zeitraum in einem professionell koordinierten Prozess mit Fachexperten, den Projektinitiatoren sowie weiteren Anspruchsberechtigten zum Projekt im Austausch stehen und als Ergebnis eine Stellungnahme zum Projekt verfassen. Diese Stellungnahme bietet den Projektinitiatoren und den Entscheidungsträgern eine zusätzliche Perspektive, die im Entscheidungsprozess beachtet werden kann.
Der „zufällige Quartiersrat“ führt nach Meinung der Arbeitsgruppe zu glaubhafter Partizipation in der Stadtgestaltung, weil er unpolitisch ist und durch das Zufallsprinzip weitgehend sichergestellt ist, dass ein Querschnitt der Anwohner aus dem Einflussbereich des Projektes eine Stellungnahme dazu abgibt.
Das dritte Team widmete sich der Frage: Was muss getan werden, um den öffentlichen Raum wieder sicherer zu machen? Das Ausgangsproblem sah die Gruppe darin, dass sich nicht nur die Einwohnerinnen und Einwohner immer unsicherer fühlen, sondern sich dieses Gefühl in aktuellen Kriminalitätsstatistiken auch bestätigt sehe. Leipzig sei ein Kriminalitätshotspot in Mitteldeutschland. Als Ziel gaben die Mitglieder entsprechend aus, eine bessere Kontrolle und Schutz des öffentlichen Raums und eine höhere „Wohlfühlquote“ der Bevölkerung zu erreichen.
Welche Maßnahmen könnten Abhilfe schaffen? Dazu sammelte das Team folgende Vorschläge:
Die Polizei könnte dauerhaft eingeschaltete Bodycams tragen und an Hotspots könnte die Videoüberwachung intensiviert werden. Daneben soll eine verbesserte Beleuchtung von Straßen und Plätzen das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung verbessern. Auch sollte das Rathaus offener kommunizieren: Mittels Öffentlichkeitskampagnen könnte die Stadt über die tatsächliche Sicherheitslage informieren. Eine Stärkung des ehrenamtlichen Sicherheitswachdienstes könnte die Polizei personell unterstützen und Aufgaben übernehmen, für die keine Polizisten notwendig sind.