Rückblick: Leipzig Future Hub am 24. Februar 2024

Symbolbild

Am 24. Februar fand unser viertes Barcamp in der Reihe Leipzig Future Hub statt, das diesmal unter dem Oberthema Nachhaltigkeit stand. Die Teilnehmer brachten eine ganze Reihe spannender Fragestellungen mit, von denen am Ende drei für die weitere Diskussion herausgegriffen wurden. So widmeten sich kleine Arbeitsgruppen den Fragen nach einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Mobilität, einer krisenfesten und beständigen Demokratie sowie einer Energiewende, die die Bürgerinnen und Bürger mit nimmt. Hier folgt ein kurzer Überblick darüber, was wir am 24. Februar diskutiert und erarbeitet haben.

Ideenpräsentation
Mobilität

Dass Nachhaltigkeit nicht ohne Aspekte zur Mobilität gedacht werden kann, motivierte die erste Arbeitsgruppe, sich diesen Themen näher zu widmen.

In der Problemanalyse erarbeiteten die Barcamper jene Schwerpunkte, welche auch in der öffentlichen Debatte immer wieder genannt werden:

Verkehr sorgt prinzipiell für Lärm und CO2-Emissionen, deswegen gilt es diesen möglichst effizient und nachhaltig aufzustellen. Dies ist im Sinne der Bürgerinnen und Bürger: Denn auch der Weg ins Büro kann zur Tortur werden, wenn man bei Nutzung eines eigenen PKW durchgängig im Stau steht.

Bisher ist der ÖPNV als Alternative aber zu wenig attraktiv, als dass sich der Umstieg lohnte. Denn er erfüllt oft nicht die individuellen Bedürfnisse der potentiellen Nutzerinnen und Nutzer. So sind die städtischen Ziele, egal ob Arbeit oder Freizeit, nicht gut erreichbar. Das merken insbesondere Personen, die am Stadtrand und nicht im Zentrum leben.

In einem unterhaltsamen, mit Schauspiel-Elementen versehenen Vortrag präsentierte die Arbeitsgruppe einen voll beladenen Lösungsbus mit tollen Ideen für eine nachhaltige, an den Nutzerinnen und Nutzern orientierte Verkehrswende:

Der ÖPNV müsse bedarfsgerechter seine Flotte umbauen: So benötigt man im urbanen Raum eher XXL-Straßenbahnen, für kleinere Zwischentagenten eher flexible XXS-Busse. Free Floater aus Carsharing-Konzepten sind dazu noch eine essentielle Ergänzung und können letzte Lücken füllen. Auch Taxigutscheinen möchte man sich nicht entgegenstellen.

Nutzt der Bürger den ÖPNV und wartet an einer Haltestelle, muss auch deren Aufenthaltsqualität bewertet und verbessert werden. Sonnensegel und eine attraktive Gestaltung gehören zur User Experience dazu! Selbst, wenn die Aufenthaltsdauer an bestimmten Punkten nur sehr kurz ist. Denn: An bestimmten Routen soll der 3-Minuten-Takt eingeführt werden.

Mobilität beginnt mit dem ersten Schritt aus der Haustür: Damit Wege kurz sind, gilt es das Haltestellen-Netz weiter auszubauen. Auch im Randgebiet der Stadt muss eine Anschlussgarantie mit zumutbaren Wegen gewährleistet sein. Die Haltestellen sollten mit interaktiven Informationstafeln ausgestattet sein.

Die LVB sollen daneben künftig besser die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen: Die Mobilitäts-App muss verbessert werden und mit Unterstützung künstlicher Intelligenz soll die Routenplanung der Busse situativ angepasst und damit optimiert werden.

der Lösungsbus
Demokratie

„Wie kann Demokratie nachhaltig gestaltet werden?“ So lässt sich das Thema unserer Gruppe beschreiben. Dabei ging es darum, wie eine lebendige Demokratie im Angesicht ihrer aktuellen Krise gestärkt und verteidigt werden kann. Ein erstes Anliegen war dabei natürlich zu klären, was denn aktuelle Situation eigentlich zu Krise macht. Dabei sticht der Akzeptanzverlust demokratischer Prozesse in’s Auge. Während sich allenthalben Menschen auf Demokratie berufen, wird ihr reales Vorgehen, werden gewählte Volksvertreter und Institutionen abgelehnt, wird der Meinungsvielfalt einer pluralistischen Demokratie die Legitimität abgesprochen.

Als Ursachen haben wir eine Überforderung durch die Komplexität der modernen Welt, zunehmenden Transformationsdruck und Reformationsstau ausgemacht. Entsprechend ist unser Ziel, Verständnis für das Funktionieren der Demokratie und ihre Grundlagen zu fördern. Wir wollen Lust am demokratischen Diskurs wecken, Diskursfähigkeit stärken und Demokratieverständnis aufbauen. Dazu haben wir zwei konkrete Maßnahmen beschrieben:

  1. Eine institutionalisierte Politikkommunikation am Rathaus soll das aktuelle politische Geschehen möglichst neutral beschreiben und einer breiten Öffentlichkeit erklären.
  2. Wir wollen Demokratie an Schulen erlebbar machen, indem demokratische Prozesse etabliert werden, in denen Schülerinnen und Schüler Demokratie üben können und dabei auch wirklich Entscheidungsbefugnis haben. Dazu wäre etwa denkbar, dass ein demokratisch gewählter Schülerrat nach reelen parlamentarischen Regeln arbeitet und zugleich ein eigenes Budget verwaltet.
Partizipation

Eine weitere Arbeitsgruppe widmete sich der Fragestellung, warum Bürger zu wenig an der Energiewende beteiligt sind und es nicht vehement einfordern.

Die Gruppe erforschte in der Problemanalyse den Dreiklang aus Bildung, einem Mindset mit Motivation sowie finanziellen Aspekten.

Im Segment Bildung kamen die Barcamper zu dem Schluss, dass insbesondere Fake News und fehlendes Gewicht im schulischen Lehrplan Ursachen sind, aber auch fehlende Vorbilder aus den Institutionen der öffentlichen Hand: Wieso wird zum Beispiel die Energiewende so oft dem Denkmalschutz untergeordnet?

Daraus folgt, dass sich kein positives Mindset für eine motivierte Partizipation an der Energiewende entstehen kann.

Dass sich die Energiewende kaum positiv im Portemonnaie der Bürger zeigt, liegt nach Ansicht der Arbeitsgruppe an der starken Zentralisierung der Energiewende auf große Erzeuger und wenig Teilhabeprojekten.

Aus dem Problem-Dreiklang leiteten die Teilnehmer des Leipzig Future Hub verschiedene Lösungsansätze ab, alle unter dem Zielbild „Mehr Geld für Bürgerinnen! – Erfolgsgeschichten schreiben und sichtbar machen.“

Durch mehr digitale Angebote zur Energiewende soll die Transparenz verbessert werden und damit die Bildungsqualität steigen.

Der Denkmalschutz soll massiv eingeschränkt werden, um es in urbanen Gebieten zu ermöglichen, signifikant PV-Aufdachanlagen auszubauen. Dadurch werden diese im Stadtbild wahrnehmbarer und fördern ein anderes Mindset.

Zuletzt müssen Bürger positiv an der Energiewende beteiligt werden: Es sollte zahlreiche Investitionsmöglichkeiten in regionale Projekte geben und deutliche steuerliche Anreize für die „Energiewende-Rendite“.

Diskussion in der Arbeitsgruppe

Das war der Abschluss unserer Leipzig-Future-Hub-Phase, wie sie sie vor zwei Jahren konzipiert haben. Es war – das lässt sich ganz bescheiden sagen – ein riesengroßer Erfolg. Schaut auch gerne auf die anderen Rückblicke auf unserer Übersichtsseite. Wenn ihr keine Veranstaltungen mehr verpassen wollt, schaut gerne regelmäßig auf unsere Terminliste oder abonniert einfach unseren Newsletter.