Umgang des Rathauses mit RB Leipzig hat Signalwirkung für Investoren. Leider keine gute.
Als „Frage der Glaubwürdigkeit“ bezeichnet Robert Hesse, Vizevorsitzender der Leipziger FDP, den Umgang der Stadtverwaltung mit RB Leipzig bei der Parkplatzfrage am Stadion. „Bekanntlich lagen bei RB Leipzig verschiedene Stadionoptionen auf dem Tisch – inklusive eines Neubaus außerhalb der Stadtgrenze. Wäre es so gekommen, wäre es das wirtschaftliche Aus für das Zentralstadion gewesen. Gleichzeitig wären weit weniger Besucher – egal ob für Sport oder für Konzerte – in die Stadt gekommen und der Tourismus hätte deutlich weniger profitiert“, erläutert der Liberale und ergänzt: „Vor dem Hintergrund, dass der Oberbürgermeister 2017 dem Stadtrat eine detailtiefe Vorlage zur Übernahme des Stadions durch RB vorgelegt hat, ist davon auszugehen, dass alle Beteiligten – inklusive Stadtrat – Für und Wider intensiv abgewogen haben. Die Parkplatzthematik ist in der damaligen Vorlage ausgiebig beschrieben. Auch der Festplatz am Cottaweg ist Bestandteil der Parkplatzplanung. Jetzt von allem nichts mehr wissen zu wollen, gefährdet die Glaubwürdigkeit der gesamten Stadtverwaltung.“
Aus Sicht der Freien Demokraten ist das innenstadtnahe Stadion ein enormer Gewinn für die Stadt. Die Verkehrsplanung drumherum war, ist und bleibt jedoch ein Trauerspiel. Hesse: „Seit 2016 spielt RB in der 1. Bundesliga und seit 2017 in jeder Saison international. Mittlerweile waren alle europäischen Topmannschaften in unserer Stadt zu Gast. 2017 hat der Stadtrat den Weg für einen Stadionkauf durch RB freigemacht. Seitdem hat die Stadt in Sachen Verkehrsanbindung durch Untätigkeit geglänzt. Nach sechs Jahren sind nun vier Ideen für Konzepte fertig. Gleichzeitig hat man weitgehend konzeptlos Fakten geschaffen: Die Zuwegung aus Richtung Hauptbahnhof wurde genauso verengt wie aus Richtung Angerbrücke und die Einfahrtmöglichkeiten über die B2 von Süden wurden eingeschränkt. Aber gleichzeitig hält die Stadt mit der Bettensteuer fleißig bei jeder Übernachtung der Gästefans die Hand auf.“
„Der Umgang mit RB in der Stadionfrage hat Signalwirkungen für alle Investitionsentscheidungen auf dem Gebiet der Stadt Leipzig. Brechen Burkhard Jung, Verwaltung und Stadtrat heute ihre Zusagen von damals, so dürfte das für Einschätzungen zu allen bereits getätigten Investitionen relevant werden. Können sich Porsche, BMW oder Beiersdorf darauf verlassen, dass städtische Zusagen auch morgen noch gelten? Offenbar nicht. Können sich Ansiedlungswillige auf Zusagen von Burkhard Jung und der Stadtverwaltung verlassen? Offenbar nicht“, so Hesse weiter und konstatiert abschließend: „Der Umgang von Stadtverwaltung und Stadtrat mit RB ist der Lakmustest für die Verlässlichkeit der öffentlichen Hand. Niemand investiert private Mittel in Orten, an denen man sich auf nichts verlassen kann – egal ob in Unternehmen oder Wohnungen. Das, was Burkhard Jung und die Stadtverwaltung gerade veranstalten ist ein brandgefährliches Spiel mit der Zukunft unserer Stadt. Und Teile des Stadtrates haben offenbar nicht begriffen, dass sie als Teil der Stadtverwaltung auch mit im Boot sind.“